Wir – die betreuten Menschen und
Mitarbeitenden des OIKOS Sozial- und Teilhabezentrums Schwalmstadt
– möchten einen nachhaltigen Beitrag
zum Umwelt- und Naturschutz leisten. Mit unserem Projekt
„WAPFL – Von der Wabe zum Apfel“ möchten wir
• in der Feldgemarkung von Frielendorf-Verna eine große
Streuobstwiese, insektenfreundliche Blühflächen und Beete anlegen
und bewirtschaften
• einen kleinen Teich und Steinhaufen als Lebensraum für
Amphibien und Kleinreptilien anlegen
• eine Teilfläche unseres Projekt-Geländes von regelmäßigem
Mähen ausnehmen, damit Kleinsäuger und Feldhasen eine
Rückzugsmöglichkeit finden und sich Wiesenkräuter frei
entwickeln können
• und wir möchten damit beeinträchtigten Menschen mit
psychischen Erkrankungen die Möglichkeit bieten, Natur zu erleben
und mitzugestalten.
Warum gerade psychisch Erkrankte? Menschen mit
seelischen Beeinträchtigungen sind auf vielen Ebenen
benachteiligt. Häufig können sie aus gesundheitlichen Gründen
nicht an dem teilhaben, was für gesunde Menschen völlig
selbstverständlich ist. Wenn für einen Betroffenen beispielsweise
der Weg vor die Haustür, zum Einkaufen oder ins Kino mit extrem
großen Ängsten verbunden ist, gestaltet sich sein Leben in
zunehmender Isolation.
Er vereinsamt und seine Beeinträchtigung verstärkt sich immer
weiter. Oft hat dies auch den Verlust jeder Tagesstruktur zur
Folge: morgens aufzustehen wird zum unüberwindlichen Hindernis,
die Tage verstreichen ohne Hoffnung auf Verbesserung der
Situation.
Psychische Erkrankungen sind keine gesellschaftliche
Randerscheinung. Rund 30% der deutschen Bevölkerung leidet im
Laufe ihres Lebens unter einer solchen Beeinträchtigung – allem
voran an Depressionen und Angststörungen. Merkwürdig also, dass
die Betroffenen heute noch immer überaus stigmatisiert werden.
Das Projekt „WAPFL“ bietet Menschen mit psychischen
Erkrankungen die Möglichkeit, wieder Fuß zu fassen. Wir wollen
sie dabei unterstützen, Vertrauen in sich und ihr Leben
zurückzugewinnen, ihr engstes Umfeld zu verlassen, ihren Tag mit
sinnvollen Aufgaben zu füllen, sowie Selbstwirksamkeit zu
erfahren.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an diesem Projekt kommen
wieder regelmäßig mit anderen Menschen in Kontakt. Je nach ihrer
individuellen seelischen oder körperlichen Belastbarkeit
beteiligen sie sich an der Schaffung einer großen Streuobstwiese
als kulturell bedeutsamen Lebensraum. Sie legen Gemüsebeete für
ihren Eigenbedarf an und beteiligen sich an der Gestaltung der für
das Projekt bereits vorhandenen Fläche.
Und die Liste der Vorhaben dafür ist lang: neben
etwa 40 zu pflanzenden, hochstämmigen Apfelbäumen alter Sorten
legen wir einen kleinen Teich an, um Amphibien wie Fröschen und
Molchen einen Lebensraum zu bieten. Kleine Reptilien werden auf
besonderen Steinhaufen eine Rückzugsmöglichkeit finden.
Wir fördern die Vogelpopulation durch den Bau und das
Aufhängen von Nistkästen und legen Blühflächen für Insekten
an. Wir stellen Bienenvölker zur Bestäubung der Obstbäume und
Blühpflanzen auf, und wir tun etwas gegen die zunehmende
Gefährdung von Feldhasen und Kleinsäugern.
Das regelmäßige Mähen von landwirtschaftlichen Wiesen bedroht
ihren Lebensraum. Deshalb legen wir einen Teil der Projekt-Fläche
still. Doch neben dem Beitrag, den das Projekt zum Umwelt- und
Naturschutz leistet, geht es auch darum, den von uns betreuten
Menschen Lerninhalte zu vermitteln.
Denn nur wer die Zusammenhänge zwischen bestäubenden Insekten
– wie etwa der Honigbiene – und erntereifen Früchten in den
Bäumen kennt und wer zudem erfahren hat, wie viel eigenhändige
Arbeit, Ausdauer und Engagement zu einer erfolgreichen Ernte
gehört, lernt diese Gaben der Natur wirklich zu schätzen. Der
Projektname „WAPFL - Von der Wabe zum Apfel“ beschreibt diese
Lerninhalte in aller Kürze. Weiterhin ist es uns ein Anliegen, den
Menschen die intensive Beobachtung natürlicher Kreisläufe zu
ermöglichen und entsprechend achtsam zu handeln.
Zu guter Letzt bietet das Projekt auch die Möglichkeit, kleine
Gemüse-Beete anzulegen. Alle erwirtschafteten Erträge gehen immer
an die Teilnehmer - seien es Kartoffeln, Kürbisse oder selbst
gepresster Apfelsaft.
Für die Durchführung des Projektes haben wir für zunächst 25
Jahre eine geeignete landwirtschaftliche Fläche der Gemeinde
Frielendorf gepachtet. Sie befindet sich außerhalb der Ortslage
von Frielendorf-Verna, ist insgesamt knapp einen Hektar groß und
von Büschen und Feldgehölzen umwachsen.
Etwa 4.500 m² davon stehen für das Anlegen der Streuobstwiese und
den weiteren, hier genannten Vorhaben zur Verfügung.
Was uns bisher noch fehlt, sind die
finanziellen Mittel für den Erwerb hochstämmiger Apfelbäume
alter Sorten, Saatgut für Blühflächen und Beete, sowie für die
Anschaffung von notwendigen Werkzeugen zur Bodenbearbeitung und
Obstbaumbewirtschaftung.
Wir wünschen uns auch einen gebrauchten, eigenen Bauwagen zum
Unterstellen der Werkzeuge und als Wetterschutz für die durch uns
betreuten Menschen auf dem Projektgelände.
Viele Dinge, wie etwa Nistkästen, Steinkauz-Bruthöhlen oder
Umrandungen von Hochbeeten bauen wir selbst. Insbesondere der Kauf
der Obstbäume ist jedoch überaus kostenintensiv, da es sehr enge
behördliche Vorgaben gibt, welche Bäume gepflanzt werden dürfen.
Die erheblich höheren Preise dafür sind nicht mit denen der
Baumärkte und Gartencenter vergleichbar.
Wir würden uns sehr über eine finanzielle
Unterstützung des Projektes freuen. Eingehende Spendengelder
kommen nicht nur einem den Umwelt- und Tierschutz fördernden Zweck
zu Gute, sondern sie helfen ohne Umwege dabei, benachteiligten
Menschen Teilhabe an Natur und Gesellschaft zu
ermöglichen. Jeder einzelne gespendete Euro ist auch eine
kleine Investition in unsere Zukunft. Und gerade deshalb freuen wir
uns über jede Unterstützung.