Die Überlebenskünstler

Bei dem Projekt "Die Überlebenskünstler" handelt es sich um eine traumapädagogische Gruppenarbeit mit gewaltbetroffenen Kindern. Häusliche und sexualisierte Gewalt haben weitreichende Auswirkungen für die Entwicklung von Kindern. Um diesen entgegenzuwirken benötigen Kinder besondere Unterstützung. Das fachspezifische Gruppenangebot ist eine weiterführende Hilfe im Anschluss an Einzelberatungen und hat dabei im Landkreis Bautzen ein Alleinstellungsmerkmal.
Verteilt auf ein halbes Jahr setzen sich die Kinder in 10 Sitzungen altersgerecht mit ihren Erlebnissen auseinander und werden dabei von zwei pädagogischen Fachkräften begleitet. In jeder Gruppensitzung werden unterschiedliche, aber aufeinander aufbauende Themen bearbeitet. Aus jedem Thema können sich die Kinder einzelne Inhalte kognitiv und psycho-emotional erschließen, was die Einordnung und Verarbeitung der eigenen Erlebnisse unterstützt. Sie erfahren Selbstwirksamkeit, indem sie ihre eigenen Themen einbringen und sich untereinander austauschen können. Dabei wenden die Gruppenleiterinnen kindgerechte, spielerische sowie kreative Methoden aus der sozialen Gruppenarbeit und Traumapädagogik an.
Die Angebote werden so aufbereitet, dass sie das natürliche Interesse der Kinder am Spiel wecken und sie darüber Zugang und Entlastung finden. Gleichzeitig orientieren sich die Angebote an den individuellen Ressourcen und Stärken der Kinder, um diese gezielt zu fördern.

Das Gruppenangebot "Die Überlebenskünstler" richtet sich an Kinder im Alter von 6 bis 11 Jahren, die im Landkreis Bautzen leben und häusliche und/oder sexualisierte Gewalt erlebt haben. Voraussetzung für die Teilnahme an der Gruppe ist ein laufender oder abgeschlossener Beratungsprozess (mind. 3-4 Beratungseinheiten) der Kinder in der Kinder- und Jugendberatung der Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt Ostsachsen oder der Fachberatungsstelle für Betroffene von Straftaten der Opferhilfe Sachsen e.V. am Standort Bautzen sowie ein Vorgespräch mit den Eltern bzw. dem gewaltbetroffenen Elternteil.
Zielstellung des Angebotes sind die weiterführende Stabilisierung und Entlastung in einem geschützten sowie pädagogisch begleiteten Gruppensetting. Kinder, die ähnliche traumatische Erfahrungen gemacht haben, sollen sich austauschen und gegenseitig stärken. Die Gruppe hat dabei eine tragende Kraft. „Die Wiederanknüpfung sozialer Bindungen beginnt mit der Entdeckung, daß man nicht alleine ist. Nirgendwo spürt [die betroffene Person] dies so unmittelbar und in so überzeugender Deutlichkeit wie in einer Gruppe.“ (Judith L Herman) Mit dieser Entdeckung eröffnen sich für die Kinder neue Perspektiven. Es schafft Entlastung, mindert das Schamgefühl und holt die Kinder aus ihrer sozialen Isolation. Der Kontakt mit Gleichaltrigen und die gemeinsame Bearbeitung des Themas bieten den Kindern die Möglichkeit wieder Vertrauen, Sicherheit, Selbstwirksamkeit und Zuversicht zu empfinden. Die Kinder lernen in der Gruppe Toleranz, Achtsamkeit, Anteilnahme und Empathie zu erfahren sowie anderen zu geben. Somit zielt das Angebot in seiner Gesamtheit darauf ab, das Selbstwertgefühl der Kinder zu stärken und sie zu befähigen sich mit eigenen Gefühlen und Grenzen in einem angemessenen Rahmen auseinander zu setzen. Dadurch soll die psychische Widerstandsfähigkeit der Kinder gefördert werden.
Für eine nachhaltige Wirkung wird parallel zur Gruppe mit den Eltern bzw. dem gewaltbetroffenen Elternteil im Einzelsetting gearbeitet. Diese werden stellenweise in den Gruppenprozess einbezogen und erhalten regelmäßig Rückmeldung. Ziel ist es, die Verhaltensweisen ihrer Kinder in ihrer Funktion und Ursache zu verstehen und adäquat im Alltag darauf zu reagieren bzw. Impulse für alternative und angemessenere Verhaltensweisen zu setzen.

Für noch mehr Nachhaltigkeit erarbeiten die Kinder im Gruppenprozess etwas Bleibendes, das sie im Anschluss mit Nachhause nehmen können.

Kinder sind die verletzlichste Gruppe unserer Gesellschaft. Sie sind überdurchschnittlich oft von häuslicher Gewalt und/oder sexualisierter Gewalt betroffen.
Entgegen vieler Annahmen handelt es sich bei sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen nicht um Einzelfälle. Statistiken gehen davon aus, dass 1-2 Kinder pro Schulklasse betroffen sind.
Viele Kinder erleben häusliche Partnerschaftsgewalt mit. Der eigentliche Schutzraum von Familie wird zu einem Ort der Gefahr und Unberechenbarkeit. Allein 2024 flüchteten 16.000 Kinder in eine Frauenschutzeinrichtung.
Diese Gewalterfahrungen stellen für die Kinder eine erhebliche psychische Belastung dar und können Auswirkungen auf die soziale, kognitive und emotionale Entwicklung haben. Wir alle sind von den Folgen häuslicher und sexualisierter Gewalt betroffen, denn unsere Gesellschaft ist nur so stark wie ihr schwächstes Mitglied. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe Gewalt an Kindern zu bekämpfen und sie zu schützen. Die Unterstützung des Projektes "Die Überlebenskünstler" ist Ihr Beitrag, um den Folgen häuslicher und sexualisierter Gewalt entgegenzuwirken und bietet den betroffenen Kindern die Chance auf ein gewaltfreies, erfülltes Leben.

Die Spenden werden zweckgebunden für die Realisierung des Projektes "Die Überlebenskünstler" verwendet. Dies beinhaltet Personal- und Honorarkosten für die durchführenden pädagogischen Fachkräfte sowie Sachausgaben für Raummiete, Verpflegung, Verwaltungskosten und Anschaffung der verwendeten Materialien.

Bei einer Überfinanzierung wird das Geld für die nächste Gruppenstaffel verwendet. Geplant sind pro Jahr zwei Gruppendurchläufe.