Viele kleine, unscheinbare Barrieren in Form von Schwellen,
Stufen und Bordsteinen existieren in deutschen Städten. Diese
stellen für Rollstuhlfahrer, Kinderwagen oder Rollatoren vor allem
vor Läden, Cafés oder gar Arztpraxen unüberwindbare Hindernisse
dar. Viele Ladeninhaber können nicht mit mobilen Rampen aushelfen.
Die Überbrückung dieser Hindernisse ist also kaum oder gar nicht
möglich.
So entsteht schnell das Gefühl, ausgeschlossen zu sein.
Diese Umstände waren für die Initiative Plauen e. V. der Grund,
darüber nachzudenken, wie dem abgeholfen werden kann. In
Fernsehberichten und im Internet wurde über eine Idee berichtet,
die mit einfachen Mitteln eine Alternative schaffen: Rampen aus
Legosteinen. Die Initiative Plauen e. V. ist ein Gewerbeverein der
Stadt Plauen, welcher viele innerstädtische Gewerbetreibende
verbindet.
Am 1. Advent 2019 startete deshalb die Initiative Plauen e. V.
eine Spendenaktion der besonderen Art: Es werden Legosteine
benötigt, um die Barrierefreiheit in unserer Stadt zu
erhöhen.
Hinter dieser Aktion steckt eine einfache, aber sinnvolle Idee. Aus
Legosteinen werden Rampen gebaut, die es Rollstuhlfahrern, älteren
Menschen mit Rollatoren oder auch Eltern mit Kinderwagen
ermöglicht, Zugang zu Geschäften, öffentlichen Gebäuden oder
Arztpraxen zu erhalten.
Deshalb bitten wir um Spenden von Legosteinen, die in
Kinderzimmern nicht mehr benötigt werden. Aus den kleinen bunten
Steinen werden dann mobile Rampen gebaut, die zum Beispiel den
Treppen genau angepasst und gewissermaßen Maßarbeit sein
werden.
Legorampen schaffen Aufmerksamkeit, sind bunt und fröhlich; sie
weisen auf ein Problem hin; sie sind einfach zu bauen; sie sind
extrem schnell fertiggestellt, sofort einsatzbereit und das
verwendete Material ist nachhaltig einsetzbar.
In der Stadt wurden Sammelboxen (in Form eines großen
Legosteins) aufgestellt mit der Bitte, Bausteine zu spenden. Die
Resonanz hat uns überwältigt. An über 16 Stellen
(Ladengeschäfte, Apotheken, Kinder- und Jugendeinrichtungen)
können die bunten Steine abgegeben werden.
Wir als Jugendzentrum „Oase“ sind eine Einrichtung der
Kinder- und Jugendarbeit und leistet im Bereich der Inklusion
Pionierarbeit. Mit den Jugendlichen, die unsere Einrichtung
besuchen, sind wir der Partner innerhalb der Aktion, der die Rampen
zusammenbaut.
Wir verstehen das als einen wichtigen Beitrag zu gelebter Inklusion
– besuchen doch auch viele junge Menschen mit Beeinträchtigungen
unser Haus.
Alle notwendigen Vorarbeiten erfüllen die Jugendlichen in
Eigenregie. Die Rampe muss vermessen, ein Modell gesteckt und die
notwendigen Steine sortiert werden. Jede Rampe ist ein Unikat und
den Gegebenheiten vor Ort angepasst. Das erfordert Ausdauer,
Vorstellungskraft und kreative Ideen. Denn jede Rampe soll nach
Möglichkeit mit dem Logo des künftigen Eigentümers individuell
gestaltet werden.
Natürlich legen wir großen Wert darauf, dass auch Menschen mit
Behinderungen in das Projekt einbezogen werden und mitbestimmen
können. Sie sind über die Ideen informiert und werben in
besonderer Weise dafür. Als Probanden helfen sie uns, die
Praktikabilität der Rampen zu testen.
Wir konnten im Juli 2020 die 1. Rampe an eine Apotheke in Plauen
übergeben. Das Echo darauf, was wir durch zahlreiche Berichte aus
Funk und Fernsehen, der Zeitung und von den Betroffenen erfahren
haben, machte uns Mut, die Idee nun intensiv weiter zu
verfolgen.
Die nächste Rampe für ein innerstädtisches Geschäft ist
bereits in Arbeit und wird bald seiner Nutzung übergeben.