Wer in seiner Kindheit oder Jugend auf einem Zeltlager war,
macht Erlebnisse und Erfahrungen fürs Leben, von welchen man noch
bis ins hohe Alter gerne berichtet. Es sind prägende Momente, die
durch ein einfaches Leben im Zelt und der Herausforderung, es bei
strömendem Regen trocken zu halten, oder das Unterwegssein im Wald
bei einer Nachtwanderung, entstehen können. Man ist überwiegend
draußen unterwegs und Teil einer Gruppe, hat gemeinsame
Erlebnisse, welche zusammenschweißen und neue Freundschaften
abseits von Schule und Clique entstehen lassen. Auch
unterschiedliche Lebenswelten können in einem Zeltlager
aufeinanderprallen. Genau dies beinhaltet ein bedeutendes
Potential. Denn in dem Zeltlager können die Kinder einander das
erste Mal in einem anderen Kontext begegnen und haben die
Möglichkeit voneinander zu lernen und über den Tellerrand ihres
eigenen Sozialraums zu blicken. Das gemeinsame Lösen entstehender
Konflikte ist dabei genauso auf der Tagesordnung, wie das
Übernehmen von Aufgaben für die Gemeinschaft. Oftmals ist das
Zeltlager die Zeit, in der die Kinder das erste Mal ohne die Eltern
unterwegs sind. Alles ist neu und zunächst einmal fremd. Aber
genau dieses Neue und Fremde ermöglicht es dem Kind, sich weiter
zu entwickeln, sich in einem anderen Raum auszuprobieren und etwas
über die eigenen Fähigkeiten herauszufinden. Das Kind ist nicht
nur Zuschauer, wie beim Fernsehen, oder Computerspielen, wo die
Abenteuer von jemand anderem bestritten werden. Es bestreitet
selbst die Abenteuer, agiert aktiv in einer Gruppe, muss Konflikte
aushalten, lernt jedoch auch, wie man sie lösen kann. Es ist eine
unglaublich intensive Zeit. Immer ist etwas los. Man ist ganz und
gar dabei, erlebt alles sozusagen primär, mit allen Sinnen. Auch
für die Betreuer, welche ehrenamtlich tätig sind und verschiedene
Jugendleiter (Juleica)-Schulungen besuchen, um sich mit relevanten
Themen zu beschäftigen und fortzubilden, ist das Zeltlager eine
Herausforderung, welche die Persönlichkeit formt. Die ab 16 Jahre
alten Betreuer übernehmen Verantwortung und haben ihre eigene
Zeltgruppe, für welche sie der Ansprechpartner sind. Zudem lernen
sie eine Gruppe anzuleiten, Programme vorzubereiten, eigene Ideen
umzusetzen und bekommen am Ende des Zeltlagers auch eine
Rückmeldung über ihre Stärken und Schwächen. So manchem
Jugendlichen hat die ehrenamtliche Tätigkeit als Betreuer zur
Jobfindung geholfen. Durch die verschiedenen Zeltlager wird den
Kindern und Jugendlichen auch der Naturschutz näher gebracht.